21.04.2017

Die Herausforderungen der Regelung zum Verrechnungspreis in Ungarn

verrechnungspreisIn unserem aktuellen Artikel möchten wir Ihre Aufmerksamkeit auf zwei voneinander abweichende, aber immer wieder aufkommende Fragen lenken. Diese wichtigen Fragen (wir nennen sie absichtlich nicht Probleme), mit denen sich die Fachleute höchstwahrscheinlich bei ihrer Entscheidungsfindung im Themenbereich der Regelung zum Verrechnungspreis auseinandersetzen müssen, stehen bei den Herausforderungen der ungarischen Verrechnungspreisspezifischen Themen auf den vordersten Plätzen.

 Die Managementgebühr

Viele Buchhalter, die für eine ungarische Tochtergesellschaft arbeiten, kennen sicherlich das Gefühl, wenn sie am Jahresende die Rechnung für die jährliche Managementgebühr erhalten. Es steht außer Frage, dass sie bezahlt und gebucht werden muss. Was genau wird aber bei der Ermittlung der Körperschaftsteuer mit der Rechnungssumme passieren? Muss sie aus Sicht des Verrechnungspreises untersucht bzw. eine Korrektur an der Steuerbemessungsgrundlage durchgeführt werden? Diese Fragen stellen die Fachleute häufig vor Herausforderungen in Ungarn.

Bei der Managementgebühr besteht die Schwierigkeit darin, dass in vielen Fällen nicht einfach zu ermitteln ist, welche genauen Kosten in der Gebühr enthalten sind. Falls wir nicht wissen, aus welchen Kostenelementen ein Kostenpaket besteht, und auf welche Weise und nach welchen Methoden es erstellt wurde, wird es auch Schwierigkeiten bereiten, das Verhältnis zu der üblichen Marktpreisbildung zu bestimmen. Oft hat selbst der Buchhalter von der ungarischen Tochtergesellschaft keine Informationen darüber, warum die Gesellschaft genau über diese Summe eine Rechnung erhält und was die Gesellschaft als Gegenleistung für diese Rechnungssumme erhalten hat. Wenn wir die Managementgebühr aus Sicht der ungarischen Regelung zum Verrechnungspreis untersuchen, ist immer eine der ersten Fragen, was das ”Kostenpaket” beinhaltet.

Nach unseren Erfahrungen kommt es in vielen Fällen vor, dass die Gebühr den Arbeitslohn eines entsendeten Experten zur ungarischen Tochtergesellschaft beinhaltet. Ein anderes Mal wird unter dieser Bezeichnung in der Unternehmensgruppe die Gebühr für die von der Firmenzentrale organisierten IT-Lösungen (z.B. SAP-Zugang) unter den Mitgliedern der Unternehmensgruppe aufgeteilt. In einem anderen Fall kann die Managementgebühr die anteiligen Kosten der von der Zentrale aufgeteilten Marketing- und PR-Ausgaben beinhalten. Letztlich kann es sogar vorkommen, dass die Rechnung den Arbeitslohn in Verbindung mit der Geschäftsführung und dem Management enthält.

Zusammenfassend können wir feststellen, dass bei der Analyse der Managementgebühren folgende Fragen gestellt werden sollten:

  1. Welche genauen Kosten beinhaltet die Summe der Managementgebühr?
  2. Beinhaltet die Summe der Managementgebühr Aufgeld, z.B. im Falle der Weiterbelastung des Arbeitslohns?
  3. Nach welchen Grundsätzen wurden, wenn die Summe der Managementgebühr auch die Aufteilung von zentralen Kosten enthält, die Kostenanteile der einzelnen Tochtergesellschaften kalkuliert? Nach welchem Kostenverteilerschlüssel wurde gerechnet?
  4. Können die weiterbelasteten Kosten den Regelungen der Körperschaftssteuer zufolge als anerkannte Ausgaben erachtet werden?

Nach Klärung der obigen Fragen können wir mit der Prüfung des Verhältnisses zwischen dem üblichen Marktpreis und dem Verrechnungspreis anfangen.

 Der schmale Bereich der vergleichbaren Daten

vergelichsdaten verrechnungspreisEin guter Fachmann liebt nicht nur die Herausforderungen, sondern er sucht sie auch. Es ist immer interessant, einen neuen Kunden kennenzulernen und wir können uns sicher sein, dass bei den Besprechungen auch Fragen im Hinblick auf die Herausforderungen der ungarischen Regelungen zum Verrechnungspreis erläutert werden, wenn der Kunde in einem nicht üblichen Geschäftsbereich agiert.

Verständlicherweise ist es einfacher, vergleichbare Daten bei den Verrechnungen eines Unternehmens zu finden, das sich mit Leiharbeit befasst und als Zulieferer für die Automobilindustrie tätig ist, als im Fall einer Unternehmensgruppe, die teilweise an geheimen Militärprojekten teilnimmt und sich mit Einstellungen von Geräten in der Rüstungsindustrie beschäftigt. Weiter sind solche verbundenen Transaktionen nicht geläufig, bei denen eine ungarische Gesellschaft ein komplettes Kraftwerk aufbaut und auch die geleisteten Dienstleistungen und Produkte von verbundenen Unternehmen in das Projekt eingebaut werden.

Von welchen Richtlinien und Grundsätzen können wir in diesem Fall ausgehen? Alle Tätigkeiten im Zusammenhang mit dem Verrechnungspreis basieren darauf, dass wir verstehen müssen, wie das Unternehmen unseres Kunden funktioniert, und welche Aufgaben und Risiken er bereit ist, bei den hierbei verbundenen Transaktionen zu tragen. Wie werden Leistungen untereinander in Rechnung gestellt und welche Preisbestimmung wird von den Gesellschaften hierbei verwendet? Bei einzelnen oder seltenen Transaktionen gewinnt die Rolle des internen Preisvergleichs an Bedeutung, daher sollte hierbei immer hinterfragt werden: Liefert unser Kunde das mit der verbundenen Transaktion angeführte Produkt an einen unabhängigen Dritten oder gewährt er ihm eine ähnliche Dienstleistung in diesem Zusammenhang? Bei der Nutzung von Vergleichsdaten muss jedoch vorsichtig agiert und dabei auch beachtet werden, dass in dieser bestimmten Transaktion die durch Preisangebote erfolgte Begründung bei einer Kontrolle durch die ungarischen NAV möglicherweise nicht ausreicht.

Die beiden oben aufgeführten Beispiele zeigen auch deutlich, dass die Arbeit mit den Verrechnungspreisen schon in der ersten Phase (Informationsbeschaffung, Sammeln und Analysieren von Vergleichsdaten) sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, aber die richtige Begründung hierbei unverzichtbar ist.

Unsere vorherigen Artikel im Zusammenhang mit den Verrechnungspreisen können sie hier und hier lesen!

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