Im Handel, in einer der ältesten Tätigkeiten der Menschheit, hat der Preis schon immer eine zentrale Rolle gespielt. Mit der Entstehung von Unternehmen bildeten sich hierfür auch der Markt und die Notwendigkeit heraus, den Wert der Unternehmen zu bestimmen. In unserer früheren Artikelreihe haben wir die schnellen Investitionsbewertungsmethoden, wie die Kostenvergleichsrechnung, die Gewinnvergleichsrechnung, die Rentabilitätsvergleichsrechnung und die Amortisationsvergleichsrechnung, die Einfluss auf die Geschäftsentscheidungen der Unternehmen haben, vorgestellt. In unserer neuen Artikelreihe, die wir mit diesem Artikel einläuten, stellen wir verschiedene Methoden der Firmenbewertung vor, indem wir uns auf ihre Einsatzbereiche fokussieren.
Preis oder Wert?
Der Preis und der Wert von etwas stimmen nicht unbedingt überein, die zwei Begriffe unterscheiden sich inhaltlich voneinander. Der Wert ist eine Summe und kann durch eine oder mehrere Methoden exakt berechnet und bestimmt werden, während der Preis eher durch Verhandlungen gebildet wird. Der Wert kann zwar eine Basis für Preisverhandlungen bilden, aber der Preis wird von unzähligen weiteren Faktoren beeinflusst. Gibt es dafür eine Nachfrage, d.h. ist überhaupt ein Markt für dieses Produkt / Unternehmen vorhanden? Können andere Synergien aus dem Kauf erwartet werden? Wie viele Ressourcen stehen dem Käufer zur Verfügung?
Der Firmenwert wird am häufigsten bei Unternehmenskäufen benötigt, aber auch eine Reihe von anderen Ereignissen kann die Notwendigkeit einer Firmenbewertung begründen.
Wann bedarf es einer Firmenbewertung?
Der Bedarf zur Bestimmung des Firmenwerts kann in folgenden Situationen vorkommen:
- Beim Kauf und Verkauf von Unternehmensanteilen beginnen in der Regel die Verhandlungen mit einem objektiven Wert.
- Im Falle des Ausscheidens eines Mitglieds oder Aktionärs aus einer Gesellschaft ist für die damit im Zusammenhang stehende Verrechnung ebenfalls ein Marktpreis erforderlich.
- Um Investorenentscheidungen zu begründen, führen Analysten in Verbindung mit Käufen und Verkäufen von Aktien an der Börse Unternehmensbewertungen durch.
- Zur Vermeidung von steuerlichen Risiken kann die Bestimmung eines unabhängigen Marktpreises beim Kauf oder bei der Veräußerung eines Geschäftsbereichs oder einer ganzen Gesellschaft innerhalb einer Unternehmensgruppe aus steuerlichen Zwecken auch einen gut begründeten Unternehmenswert erfordern.
- Im Falle eines Unternehmenskaufs ist die Auflistung der Bestandteile des Kaufpreises eine IFRS-Anforderung. In diesem Fall erfolgt die Bewertung nach IFRS 3 Purchase Price Allocation.
- Zum Kapitalbezug bei Start-up-Unternehmen ist die Bewertung des Substanzwerts, die sich eher auf die Bewertung der Wirtschaftlichkeit und die Erfolgsaussichten des Unternehmens in der Zukunft als auf die Analyse der bisherigen oder aktuellen Leistung des Unternehmens konzentriert, ebenfalls unerlässlich.
- Beim Verkauf eines eigenständigen Geschäftsbereichs kann ebenfalls eine Geschäftsbereichsbewertung erforderlich werden.
- Selbst bei einer Geschäftsauflösung sollte man die Höhe des Wertbetrags kennen, mit der bei der Liquidation gerechnet werden kann.
Mit welchen Methoden kann eine Firmenbewertung vorgenommen werden?
Die Wahl der passenden Methode zur Firmenbewertung wird vom Zweck der Bewertung, ihren Umständen und den verfügbaren Ressourcen oder Informationen beeinflusst. Die am häufigsten verwendeten Methoden der Firmenbewertung lassen sich in folgende Kategorien einteilen:
- Ertragsorientierte Methoden
- Substanzorientierte Methoden
- Vergleichsorientierte Methoden
Unter den ertragsorientierten Methoden gehört das DCF (Discounted Cash-Flow) Verfahren zu den am weitesten verbreiteten Methoden. Es basiert auf zukünftige Geschäftspläne und Cash-Flow-Pläne und bestimmt unter Berücksichtigung von Marktrisiken den aktuellen Kapitalwert der zukünftigen Zahlungsströme.
Die substanzorientierten Methoden basieren grundsätzlich auf dem Buchwert, und gehen von der Differenz der zur Verfügung stehenden Vermögenswerte und den Verpflichtungen, d.h. vom Eigenkapital des Unternehmens aus. Das Ziel der Experten ist es, das Eigenkapital dem Verkehrswert anzugleichen, indem die stillen Reserven in den Vermögenswerten und die eventuellen außerbilanziellen Vermögenswerte und Verbindlichkeiten ermittelt werden.
Die Vergleichswertmethoden basieren auf Marktdaten. Diese Vorgehensweise wird durch Abrufen und Auswerten von Vergleichswerten aus Datenbanken durchgeführt.
In den nächsten Teilen unserer mit dem jetzigen Artikel begonnenen Artikelreihe werden die am häufigsten verwendeten Methoden vorgestellt. Wir analysieren, für welche Fälle welche Methode am besten geeignet ist, und zeigen die Vorteile und Schwächen der einzelnen Methoden auf.
Falls Sie Fragen im Zusammenhang mit Firmenbewertung haben, wenden Sie sich bitte an die Experten aus unserem Geschäftsbereich Financial Advisory!